Notizen zu Martensen Heinrich:
Stammvater der Torsballig-Linie MartensenTaufregister Kirchenbuch Husby 1849: "geb. den 29. Okt. 1849 Heinrich Martensen, ehelicher Sohn des Hufners Matthias Martensen in Ausacker und seiner Ehefrau Anna Margaretha geb. Hinrichsen. Gev. 1) Hinrich Hinrichsen; 2) Peter Martensen; 3) Cath. Maria Husfeld, alle in Friedrichstal, Kirchspiel Quern."
Ein Bericht von Wilhelm Martensen geb. Torsballig 21.05.1894, gest. Schleswig 14.05.1945. An seine Kinder geschrieben.Aus dem Leben eures Großvaters in Torsballig!
Geboren im Kriegsjahr 1849, fiel seine erste Kindheit in die Unruhezeit des schleswig-holsteinischen Krieges, und als 1852 die Dänenzeit begann, hat er seine Schulzeit von 1856 bis 1863 mit dänischem unterricht durchleben müssen, nur heimlich vom Dorfschuster im deutschen ein wenig geschult. Dieser unterricht und die letzten Schuljahre in deutscher Sprache waren natürlich nicht genügend, um ihn im schriftlichen gebrauch der deutschen Sprache firm zu machen, zumal die Umgangssprache immer plattdeutsch war. Zudem hat sich auch die
Deutsche Rechtschreibung in der zeit von 1863-1906 oftmals und beträchtlich geändert, z.B. Taarsballig-Thorsballig-Torsballig oder Essig, st-ßt, thut-tut, kathen-kate, Folksschule (das dänischer wie auch infädrelandet).
Wenn sein Vater Matthias Martensen auch gut situiert war, auch gut deutsch-schleswig-holsteinisch gesonnen, so musste er aber doch mit seinen finanziellen Verhältnissen rechnen und konnte nicht wie viele andere es machten, seine jungen in das deutsche gebiet bringen und in der fremde unterhalten, um dort die deutsche schule zu besuchen. Als um 1864 auch bei ihnen wieder deutsch wurde, bedauerte er sehr, seine beiden ältesten Peter und Heinrich nicht doch diese Jahre in die fremde gesandt zu haben, da di edrei jüngeren, Matthias geb.1852 Nikolaus geb. 1855 und Asmus geb. 1857 zuhause deutsch erhielten, weil man dann nicht mehr so strenge darauf sah. Er hatte sich selbst aber soviel dänisch angeeignet, dass er im Stande war, seine Kinder bei den dänisch Schularbeiten zu beaufsichtigen, sodass diese verhassten stunden doch nicht ohne Erfolg waren.
Wirtschaftlich hatte er schwer zu ringen gehabt, obwohl er von seinem Vater, Peter Martensen aus Bönstrup mit 3000 Talern Hamburger courant, dem besten damaligen Geld, ausgerüstet 1846 eine Halbhufe zu 28 Heitscheffel =(8,4 ha) in Ausacker gekauft hatte. So blieb doch eine beträchtliche Restschuld zu verzinsen und abzutragen, ein gutes Wohnhaus mit 2 Wohnungen (Abnahme) mit Tenne, stall und Scheune und noch 3 Katen dabei. Diese Kätner mussten ihre steuern an ihn entrichten und mussten wöchentlich vier Tage unentgeltlich bei ihm Tagelöhnern, Hofarbeit leisten als Pacht für ihr Land. Diese Einnahmequelle hörte aber 1870 auf, als diese Lasten abgelöst wurden und als Abgaben an die Rentenbank in Kiel gezahlt werden mussten. Zweitens hatte aber sein Vorgänger das Land vernachlässigt, weil er mehr Händler als Bauer war, so musste er viel aufwenden an Dung und Bodenbearbeitung, um guten Ertrag zu bekommen, wie er es von seinem Vater gelernt und drittens hatte der Krieg 1848 bis 1852 anfangs viele lasten gebracht: Ablieferung von Korn und Speck sowie Leistung von fuhren für die Dänen als auch für die deutschen, so ist es ihm oft schwer gefallen, die Hypotheken-zinsen aufzubringen. Daher also die finanzielle Unmöglichkeit ,die Kinder in der fremde unterzubringen, wie es mein Großvater Peter Iversen mit seinen beiden ältesten Töchtern Maria und Anna gemacht hatte, die er von Torsballig nach Tolk zu verwandten schickte. Als die dritte Tochter, meine Mutter Dorothea anbei 1861 schulpflichtig wurde, wurde es ihm das doch auch zu schwer und er zog es vor seinen besitz in Torsballig an der rechten Seite beim Abweg nach Hostcup zu verkaufen und sich in Dammstadtfeld in der Nähe Kappelns, südlich von der Sprachgrenze anzusiedeln.
Diesen Besitz erbte die Älteste, Maria 1851, die zweite Anna 1853 heiratete Hans Jacobsen aus Norgaardholz-Löwenstein, und so war Dorothea die nächste erbin des kinderlosen Onkels Hansen vom besitz bei der schule in Torsballig. Sie hatte aber anteilig an ihre Geschwister auszuzahlen, so dass Vater auf der vollen hufe 1875 16000 Reichstaler Hofschulden übernahm ,als er besagte Dorothea am 20.nov. 1875 heiratete. Unsere große Truhe d.i.1875 ist noch ein stück ihrer aussteuern.
Doch zurück zu Vater Heinrich seinem weiteren bericht aus Ausacker aus seiner Jugendzeit. Meine Mutter (Anna-Margaretha geb. Hinrichsen) verstand aber kein dänisch und Vater sah es als ein Unglück an, als der Krieg 1848 ausbrach. Er hatte von den Dänen nichts zu leiden gehabt und hielt die Personalunion für gut, erlebte aber doch um sich die Bedrängung und das schikanieren während der Einverleibungszeit 1852 bis 1863, wenngleich er persönlich von Behellungen frei blieb und zwar auf humorvolle Weise: die eine Wand der langen Hausdiele, die an die Tenne grenzte, war nicht geputzt sondern nur gefugt, also roter Stein und weiße Fuge, also rot-weiß ,die dänische Nationalfarbe. Diese Wand hat ihm oft vor Unannehmlichkeiten und dänischen Schikanen geschützt. Ein Mann, der eine solche Wand hatte, konnte kein Dänenfeind sein.
Er war 1864 noch Achtmann im Kirchspiel Armenverband und als solcher, mit dem späteren Landtagsabgeordneten Peter Jensen unter anderen nach Husby war, um dem dänischen Pastor die Kirchenschlüssel und das Archiv abzufordern. Er war ein guter Schleswig-Holsteiner, herzogstreu ,aber kein Preuße. So lässt er gerne seinem Ältesten, Peter, der ein Jahr aus der Schule war, mit nach Kiel reisen, um den Herzog zu huldigen. Dieser musste aber 1866 vor Preußen flüchten und ging an den österreichischen Hof, wo er nach dem verlorenen Krieg 1866 sein Herzogtum verlor und die Schleswig-Holsteiner Notpreußen wurden. Um bei der ersten Reichtagswahl für Preußen freundlich zu wählen, hatte Peter Jensen und ein J. Petersen lange zu reden, um ihn von der Nützlichkeit der neuen Lage zu überzeugen.
In den ersten Jahren nach 1852 ereigneten sich in der schule noch allerlei Jungsstreiche. Im dänischen Lesebuch, das neu eingeführt worden war, wurden dem Königsbild der hals abgeschnitten und die Augen ausgestochen. In Husby wurden sämtliche Bücher, Bibel und Lesebuch, im Markeruper Moor versoffen (versauft-).
Als Peter und Heinrich zur Schule kamen 1855 und 1857 kamen solche Sachen nicht mehr vor, aber wie die Österreicher 1864 da waren, war wieder die Lust da, die Dänen zu ärgern und zu beschimpfen durch tragen von Bändern und Kokarden mit den Schleswig-Holstein Farben blau-weiß-rot.
1863 wurde es erlaubt auf Wunsch deutsch konfirmiert zu werden und ist Peter unter den deutschen gewesen. Die aber etwas jung waren, konnten nur mitkommen, wenn sie dänisch konfirmiert sein wollten.
Heinrich(Großvater) hätte 1865 konfirmiert werden können, da aber 1864 die deutsche Schule wieder anfing und der Schulbesuch nicht so strenge war, er also, wenn die arbeit drängte, helfen konnte, erhielt er eine
Zulage von einem Jahr und wurde Ostern 1866 konfirmiert. 1868 wurde Peter als Soldat gezogen, um bei den Ulanen in Perleberg und Wusterhausen zu dienen. (sein Sohn Peter von Winderatt war auch Ulan, 1911 bis 1914 in Thorn, dann noch 5 Jahre mehr in folge des Weltkrieges )Heinrich wurde 1869 für die Infanterie gezogen und zu dem 84. Regiment nach Flensburg eingezogen. Er war also einer der Jüngsten die am Feldzug 1870-1871 teilnahmen. Ich hatte auch noch das recht, freiwillig zu diene n(ein Jahr) da aber Peter nicht als Freiwilliger angenommen wurde, wollt eich auch zur Musterung und dienen, wozu ich gezogen wurde. So machten sie beide als aktive den Feldzug gegen Frankreich mit, Peter von Anfang bis Ende, Belagerung von Paris, Schlacht bei Belagerung von Paris, Schlacht bei Orleans, während Heinrich am 18.August bei Gravelotte verwundet wurde, Granatsplitter durch das Stirnbein, vom Lederhelm aber soviel Widerstand erhalten, dass das Gehirn nicht zu sehr gelitten. 1/2 Jahr Lazarett in Zülchow bei Stettin (Vorstadt) hat ihm gerettet und wurde er im April 1871 entlassen, erhielt aber Kriegs Invalidenrente 400 Mark im Jahr.
Mein Großvater Peter Martensen war Besitzer einer Vollhufe von 50-60 Heitscheffel in Bönstrup Amtsbezirk Grundhof (Anmerkung: ein Heitscheffel sind 3000 Quadratmeter). Er war ein ruhiger Mann, kein Politiker, aber ein tüchtiger Bauer, der einer der ersten war, der sein ehufe bemergelt hatte und dadurch viel Korn ernten und verkaufen konnte, als es noch hoch im preise stand und wodurch er sich ein Vermögen erwarb, wie es nicht allen möglich war. Auch wurde er von seiner Frau im Erwerben fleißig unterstützt, die es verstand, viel Butter und aus dem großen Obstgarten viel Essig zu bereiten sie hatten 7 Kinder, 5 Knaben und 2 Töchter; die alle eine große Aussteuer erhielten und die 6 weichenden erben je 3000 Taler Hamburger courant.
Bei ihm war mein Vater Heinrich mehrere Jahre in Stellung und hat es als Besitzer in Torsballig ihm nachgemacht. In der Ostertoft als auch in Kracheel war Mergel vorhanden, den er herausholte und mit kleinen
Kippwagen Mergelloren, aufs land brachte. Dadurch erhöhte er auch den Ertrag des Bodens, der sonst nur 3-4-und 5.klasse war. Auch hatte er ei nstück eigenes Moor. Woraus in jedem Frühjahr gegen 40 000 Torf gestrichen wurden, sodass mit dem holz von den Wällen (Sprukholt) und an Spaltholz aus dem Anteil des Dorfwaldes vollständig die Feuerung des Jahres bezogen wurde, sodass ich Wilhelm als Kind (bis 1907) keine Steinkohlen, Brikett oder Koks gesehen habe, denn auch in der schule wurde nur holz und Torf gefeuert, die die Bauern zu liefern hatten. Als die ältesten Jungs heranwuchsen, hatten sie zu hause das holz zu schlagen, wenn die erwachsene nim Moor waren, eine lange Frühlingsarbeit. Wenn die doch auch mit dem Pferd und Göpel zu machen wäre wie jeden morgen auch buttern ausgeführt wurde. Statt Butterfass eine maschine mit einem rotierenden langen Schlagbeil wenige Jahre danach hatte das Dorf Torsballig eine Genossenschaft Holzhauermaschine.
Ohne Fleiß kein Preis! Der Fleiß aber gehörte altererst zu seiner Art. Die Arbeit war auch noch schwer, fast alles Handarbeit. Die sense regiert edie ernte, der Dreschflegel den ausdrosch wie noch die Bereitung des Dachstrohs. Aber mit dem aufkommen der Dreschmaschine war auch bald diese shilfsmittel der Technik in seinem betrieb. Zeitraubend war vor allen da stägliche butterbereiten. Wenn auch zu meiner zeit von dem ganzen betrie bnur einige flachen Holzbutten erhalten waren, in die die Milch zum rahm-setzend gefüllt wurde, vom Böttcher hergestellt, mit einem Handbutterfass, das auch nur mehr für die "beestmilch", die Milch der ersten 8 tage nach dem kalben, gebraucht wurde, so hatte damals ein Mann und die Frauen des Hauses fast bis Mittag damit zu tun. Auch der verkauf der "Bauernbutter" musste geregelt werden und brachte doch zu wenig ein, sodass Vater gleich Anreger und Mitbegründer der neuen Meierei in Havetoftloit, eine de rersten Meiereien im Schleswigschen wurde, zu dessen vorstand er lange jähre gehört hat, wie ich aus einer übersicht ersehen habe, brachte das erste Meiereijahr fast den doppelten ertrag des Vorjahres.
Mit dem vermehrten Ertrag des Landes wie auch der Wiesen konnte er den Viehbestand von 12 auf 16 und um 1905 etwa auf 18 erhöhen, auch in steigendem masse Schweinemast betreiben. Der Schweinestall hatte Koben
für etwa 40 Schweine, 1913 erst durch Bruder Peter auf 100 Koben vergrößert und mit Zinkdach versehen.
Medien zu Martensen Heinrich:
Bild: Familie Martensen, Torsballig ca. 1898 |