Lebensphasen von Hinrichsen Nis:
Beruf: | von 1519 bis 1554 Hardesvogtder Schluxharde. |
Notizen zu Hinrichsen Nis:
Besitzer von Haistrupgaard und von Wraagaard,
oo Anna aus Wellerup/Aggerschau
6 Kinder
aus Ahnen und Friesen: Nis Hinrichsen * um 1478, Haistruphof, Beruf: Hardesvogt 1519-54, oo um 1516, Anna, * Wellerup, + nach 1557, Haistruphof. Nis starb: 3-Dez-1554, Haistruphof.
Nis Hinrichsen ist eine der wenigen historischen Persönlichkeiten Nordschleswigs, die zu Sagengestalten geworden sind. Von ihm handelt die Sage vom "Mantel in der Bülderuper Kirche" (nachzulesen in Jessen/List-Petersen: Sagen und Geschichten aus Nordschleswig - Husum 1991). Die Geschichte führt in die Zeit der Kämpfe um König Christian II. von Dänemark. Gegen diesen hatten sich 1523 Lübeck, die Herzogtümer und Schweden vereinigt. Auch der dänische Adel hatte sich gegen Christian entschieden und Herzog Friedrich zum König gewählt. Viele Bürger und Bauern Schleswigs hielten jedoch zu Christian, weil sie von Friedrich eine Bevorzugung des Adels zu ihrem Nachteil befürchteten. Nach gewaltsamen Übergriffen von Friedrichs Kriegern gegen Apenrader Bürger rotteten sich die Unzufriedenen zusammen. Bauern aus allen Harden Nordschleswigs fanden sich 1524 auf dem alten Landestingplatz "Urnehoved" zusammen und wollten gewaltsam Christians Rückkehr auf den Thron erzwingen. Da nahm Nis Hinrichsen, Hardesvogt der Schluxharde, der im Volk großes Ansehen genoß, das Wort und ermahnte die aufgeregten Bauern, sich mit ihrer geringen Macht nicht gegen den Herzog aufzulehnen. Nur ein Teil der Bauern ließ sich jedoch überreden. Die anderen zogen ihre Waffen und versuchten Hinrichsen zu töten. Fünf Pfeile blieben in seinem roten Mantel stecken und er entkam der wütenden Menge nur schwer verletzt. König Friedrich I. hat ihm seine Treue reich belohnt. Er hatte ihm schon das Gut Haistrup "in Feste" übergeben, gewährte ihm die Freiheit von allen landesherrlichen Abgaben, die allgemeine Landebede ausgenommen, verschrieb ihm und seinen Nachkommen das Gut Wraagaad (1527) im Kirchspiel Buhrkall, ein "Bundenhgut" zu Bülderup, einen Teil der Nolder Feldmark (1530) und verpachtete ihm (vor 1533) den ganzen Zoll aus der Schluxharde für jährlich 8 Mark lübsch und anderes mehr.
Bericht von verschiedenen Ländern, Städten und Gegenden des Herzogthums Schleswig, wie auch von etlichen Freygütern desselben: (Flensburg, gedruckt mit Serringhausischen Schriften 1761).
S.25-26 VI. Haystrop.
Die Hardesvögte, so eine geraume Zeither in Schluxherde gewesen und zu Haystrupff gewohnet, haben ihren ersten Ursprung, davon man zu sagen gewust, von einem mit Nahmen Peter Petersen, der zu Lendmark bürtig und sich an dem Ort in Haystrupff einfreyete. Als dieser einstmahls in der Nachbarschaft zu einer Hochzeit war, hat sein Diener unter den Gästen Parlement gemacht. Diesen bestrafte er seines Muthwillens halber am folgenden Tage, da er bey einer Ahlgarten seine Arbeit verrichtete, wurde aber von demselben mit einer Axt, Westen dem Hause, todtgeschlagen. Sein Sohn Hinrich Petersen hatte eine Frau von Wollerup mit welcher er 5 Kinder gezeuget, unter welchen
Nis Hinrichsen 1478 gebohren war. Dieser ist ein verschlagenes Welt-Kind gewesen, dadurch er bey der hohen Obrigkeit in große Gunst, Gnade und Ansehen gekommen, daß er A. 1518 im 40. Jahr seines Alters von F.G. Herzog Friederich zum Hardesvogt in Schluxherde verordnet. Als König Christian der Andere, seiner Reiche Dännemark und Norwegen entsetzet und die Reichs-Räthe Herzog Friederich wieder zum Reiche und zur Crone gefordert, Bürger und Bauer aber, denen König Christian vor den Adel mehr günstig und geneigt gewesen, es annoch mit ihrem König gehalten; so hat Herzog Friederichs Kriegs-Volk im Fürstenthum mit den Bürgern und Bauren übel gehauset, und wie Heldvaderus schreibet, etliche bey ihren resticulis aufgehenket. Deswegen haben sich alle Herreten, so unter den Aemtern Hadersleben, Flensburg und Apenrade gelegen, zusammen getan A. 1524 zu Urnhövet bey Tollsted, wo sie sich einträchtig miteinander verbunden Herzog Friederich durchaus nicht anzunehmen, sondern den vertribenen König mit aller Macht zu befördern. Gedachter Nis Hinrichsen, der bey jedermann in großem Ansehen war, hat sich auf einem weißen Zelter mitten unter ihnen begeben, und, als er ihre Meinung verstanden, ihnen treulich gerathen von derselben und ihrem bösen Vornehmen abzustehen, es mit dem Herrn zu halten, den sie im Lande und bey sich hätten: sonst würden sie befinden; daß ihre Macht viel zu gering wäre sich gegen den Herrn des Landes aufzulehnen, so ohne großes Blutvergießen nicht abgehen würde: vielweniger würden sie den vertriebenen König, der sich außerhalb Landes aufhielt, wieder einführen können. Durch diese Vermahnung hat er viele von den fürnehmsten überredet und bewogen, daß sie von ihrem Vornehmen abgestanden und auch die übrigen abzustehen vermahnet. Andere aber, denen die zugefügte Schmach noch im Sinne gelegen, haben sich mit ihrem Gewehr als langen Sensen auf Stielen, Flitzen, Aexten und andere Waffen an ihn gemacht, daß er aus ihren Händen kümmerlich entkommen; wie er denn in seinem Mantel 5 Pfeile aufgefangen, die lange in Bullerup Kirche zum Gedächtnis gehangen. Er hat also mit guten Worten so viel ausgerichtet, daß ein jeder heimgezogen und von seinem Vornehmen abgestanden. Wie nun I.F.G. die auf dieser Zusammenkunft Kundschaft gehabt, dieses erfahren und des Nis Hinrichsen Vornehmen wissend, daß er mit gutem Vermahnen dis Blutbad gewehret, haben sie ihm das Guht Haystrup, darauf er gewohnet, frey gegeben und ihn zu einem Freymann gemacht.
S.26-27: VII. Wraagard
soll er dieser Gestalt bekommen haben. Auf dem Gut haben zwey alte Eheleute gewohnet, die keine Kinder gehabt: doch hatten sie bey sich in Diensten, die ihnen beyderseits verwandt, denen sie auch nach ihrem Tode das Gut auftragen wolten. Es hat aber gedachter
Nis Hinrichsen den alten Mann einst zu Gevatter gebeten und ihn nebst andern von der Kirche mit sich nach Hause gefordert. Als er ihn nun vor den andern respectiret, oben angesetzet und gütlich tractiret, hat er, da er wohl bezecht war, begehret, er mögte seinem Gevatter nach seinem Tode, weil er doch selbst keine Leibes-Erben hätte, sein Gut übergeben: welches er bey trunkenen Muthe bewilliget. Darauf hat Nis Hinrichsen, als Hardesvogt, die Gäste zu Zeugen geruffen, so doch, weil sie alle wohl bezechet waren, nicht geachtet. Auf dem ersten Dinge nahm er doch solches von ihnen beschrieben und verwahrete es bis der Alte starb, da er denn das Gut Wragard bekommen, und darauf vom Könige Friederich Freyheit erlanget hat. Den andern, so zu dem Gute befreundet waren, hat er doch in seiner Harde gute Gelegenheit verschaffet. Er starb 1554 in seinem 76. Jahre, nachdem er mit seiner Frau
Anna, zu Wullerup bürtig, 8 Kinder gezeuget hatte.