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Hansen Hans Matthiesen Öffnen Blatt

* 06.02.1807 im Süderhohlweg/Flensburg
Paten: Herr Ohlsen, Frau Herz samt Hans Festesen aus Flensburg.
† 07.01.1890 in Roskilde/Dänemark
Vater: Hansen Hans
Mutter: Petersen Hedwig
Notizen zu Hansen Hans Matthiesen:
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aus Sleswigland:
Der Orgelmeister aus dem Süderhohlweg

Hans Matthison-Hansen (1807 -1890)
von : Hans-Werner Hansen

Hier soll zuerst der Straßenname - Süderhohlweg - erwähnt werden, der früher vom Hafermarkt in Flensburg eine Verbindung durch das Johannisviertel zu den Gemeinden Adelbys herstellte und bis nach Angeln führte.

Es gab ebenfalls einen Norderhohlweg, der ebenso vom Hafermarkt, allerdings etwas nördlicher, über Engelsby nach Glücksburg führte. Beide Hohlwege, mit ihren präzise beschreibenden dänischen Namen, erhielten im Jahre 1881 neue Namen nämlich Kappelner Straße und Glücksburger Straße. Der alte Name existiert aber immer noch, u.a. weil ältere Mitbürger die Schule in der Glücksburgerstraße (die einige Jahre die dänische Jürgensby-Schule beherbergte) als Hohlwegschule bezeichnen, und eine Sterbekasse den Namen »Allgemeine Totenhilfe im Süderhohlweg zu Flensburg« trägt. Wir wollen aber wieder zu der Zeit zurückkehren, in der beide Straßen noch ihre alten Namen trugen, genauer gesagt zum 6. Februar 1807. An diesem Tag wurde im Süderhohlweg, der sich bis zur Gemeinde Adelby mit ihren vierzig Seelen hinzog, im Hause des Steuermanns Hans Hansen und dessen Ehefrau Hedewig ein Sohn geboren, der bei seiner Taufe in der Adelbyer Kirche den Namen Hans Matthiesen Hansen erhielt. Taufpaten waren »Herr Ohlsen, Frau Herz samt Hans Festesen aus Flensburg«, wie es einer Eintragung vom 06. Juni des Jahres 1807 dem Kirchenbuch, unter der Eintragungsnummer 22, zu entnehmen ist. Mehr ist über die Geburt und die Kinder- und Jugendjahre Hans Matthiesen Hansens bis zum Jahr 1823 nicht bekannt. Es muß sich während dieser Zeit aber einiges ereignet haben, und einiges davon können wir erraten.
Hans Matthiesen Hansen besaß außerordentliche kreative Fähigkeiten. Dies erkannten seine Eltern schon früh und förderten seine Anlagen so gut wie möglich, indem sie ihn u.a. im Zeichnen und Malen sowie im Spielen verschiedener Instrumente unterrichten ließen. Steuermann Hans Hansen, der inzwischen zum Schiffer avanciert war, hatte den SCHLESWIGER C.W. Eckersberg aus Varnæs bei Apenrade zum Jugendfreund. Eckersberg war Professor an der Kunstakademie in Kopenhagen. Deshalb sorgte die Familie Hansen im Jahre 1823 dafür, daß der junge Hans mit einigen seiner Zeichnungen bei Eckersberg vorstellig wurde, um dessen Urteil über das Talent und die Möglichkeiten ihres Sohnes in der Kunst des Malens in Erfahrung zu bringen. Eckersberg war vom Talent des jungen Hans überzeugt und bot sich an, Hans in seinem Haus aufzunehmen und ihn am Unterricht in der Kunstakademie teilnehmen zu lassen. Diese Begegnung wird schicksalhaft für Hans Matthiesen Hansen. Noch im selben Jahr zieht Hans Matthiesen Hansen in die Hauptstadt Dänemarks und wird Schüler Eckersbergs an der Kunstakademie, in dessen Haus wie ein Sohn aufgenommen. Eckersberg war ein großer Musikliebhaber, und in seinem Haus veranstaltete er häufig Soirees, an denen die begabtesten Musiker der Stadt mitwirkten. U.a. nahmen regelmäßig Kuhlau und Weyse an diesen Veranstaltungen teil.
Der junge Hans Matthiesen Hansen - oder Flensburg-Hansen, wie er genannt wurde - fühlte sich bald heimisch in dieser Umgebung, nicht zuletzt weil er Geige, Bratsche, Cello, Flöte, Horn und Klavier recht ordentlich spielen konnte. Das Cello beherrschte er bald so gut, daß er eine Anstellung erhielt als Assistent in Det Kongelige Kapel, die vom königlichen Kapellmeister Claus Schall geleitet wurde. Ansonsten widmete er sich pflichterfüllt seinen Studien an der Kunstakademie. Dies setzte er auch fort, nachdem er sich an Fr. Kuhlau wandte, um von ihm zu erfahren, ob sein Talent ausreichte, um sich ausschließlich der Musik zu widmen. Kuhlau vertrat allerdings die Auffassung, daß dies nicht der Fall sei, Matthiesen Hansen sei bereits zu alt, um noch das Fach zu wechseln. Weyse vertrat jedoch eine ganz andere Ansicht, als Matthiesen Hansen ihn kurze Zeit später mit dem gleichen Anliegen konsultierte, weil er sich die Idee, sein Leben der Musik zu widmen, nicht aus dem Kopf schlagen wollte. Weyse hat angeblich folgendes zu ihm gesagt: »Werfen Sie ruhig den Pinsel fort und beschäftigen Sie sich mit etwas, das Ihnen weit mehr liegt.« An dieser Stelle ist es angebracht, die chronologische Darstellung des Lebens Hans Matthiesen Hansens kurz zu unterbrechen.
Es scheint paradox, daß Hans Matthiesen Hansen die Orgel zum Instrument seines Lebens wählt, als er die Malerei aufgibt. Er bleibt allerdings dabei und erhält von Weyse einen einführenden Unterricht und außerdem einige Anleitungen vom Organisten in der Holmens Kirke, Rauch, den er einige Jahre lang auch vertritt. Flensburg-Hansen muß von einer tiefen Zuneigung zu diesem Instrument ergriffen gewesen sein, sonst hätte er sich eher dem Cello, das er wesentlich besser beherrschte und in dem er ausgiebig unterrichtet worden war, gewidmet. Als Organist war er eigentlich Autodidakt. Außerdem ändert er seinen Namen von Hans Matthiesen Hansen zu Hans Matthison-Hansen. Es ist nicht überliefert, zu welchem Zeitpunkt er die Namensänderung vornimmt oder über die möglichen Gründe hierfür. Als Hans Matthison-Hansen im Jahre 1832 sein 25. Lebensjahr erreichte, ist der Domorganist der Roskilde domkirke Jens Struck einige Zeit vorher gestorben. Als Hans Matthison-Hansen dies erfährt, ist er sich im klaren darüber, daß sich ihm hier eine große Chance bietet. Er handelt unverzüglich und beschafft sich die notwendigen Referenzen hauptsächlich bei Weyse, Rauch und Schall. Danach sendet er sein persönliches Gesuch an den Amtmann des Bistums Graf Knuth, da die Behörde des Bistums über die Anstellung des Domorganisten befand.
Unter den verschiedenen Verfassern dänischer musikhistorischer Werke herrscht die allgemeine Auffassung, daß die Empfehlung Weyses den Ausschlag für seine Anstellung als Domorganist in Roskilde gegeben hat. - Dies scheint aber kaum einleuhtend, wenn man mit in Betracht zieht, daß Weyse auch zwei weiteren Bewerbern eine Empfehlung ausstellte. U.a. dem äußerst estimierten Kantor der Roskilde domkirke Johan Ernst Hartmann, der von vielen als der aussichtsreichste Bewerber angesehen wurde. Er war übrigens nach dem Tode Strucks im November 1831 von der Kirchenleitung als Domorganist konstituiert worden. Es kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, daß Hans Matthison-Hansen gewußt hat, wie viele Bewerber es für diese Stelle gab. Es waren viele, und es war von vornherein abzusehen, daß es zu einen Kopf-an-Kopf Rennen zwischen den bestqualifizierten Bewerbern kommen würde, von denen Hans Matthison-Hansen der jüngste und Hartmann nebenbei bemerkt der älteste war, was möglicherweise auch den Ausschlag dafür gab, daß die Wahl nicht auf Hartmann fiel. Matthison-Hansen richtete ein weiteres Gesuch an die Behörde des Bistums, in dem er noch einmal ausführlich seine vielen Vorzüge darstellte, sowohl die rein fachlichen als auch seinen untadeligen Lebenswandel. Außerdem erwähnte er seine schlechte finanzidie Verpflichtung, für seine Frau und sein Kind aufzukommen, und bittet flehentlich und eindringlich, für die Stelle als Domorganist in Betracht zu kommen.
Seine Bemühungen wurden vom Erfolg gekrönt. Am 31. Januar 1832 ernannten der Amtmann des Bistums und der Bischof Peter Erasmus Müller den »Artist Hans Matthison-Hansen aus diesem Ort zum zukünftigen Organisten der Roskilde domkirke«. Als »Artist« wurden damals die Schüler der Kunstakademie bezeichnet, und als solcher wurde Flensburg-Hansen zu der Zeit anscheinend immer noch betrachtet. Nun stand seinem Glück nichts mehr im Wege, und Hans Matthison-Hansen wurde zum legendärsten Domorganisten der Roskilde domkirke aller Zeiten. Ganze 58 Jahre wirkte er als Organist an der Hauptkirche Dänemarks.
»Seine« erste königliche Beisetzung erlebte Hans Matthison-Hansen anläßlich des Todes Frederik 6. im Jahre 1840. Zu diesem Zeitpunkt wurde seine Arbeit von einigen immer noch mit einer gewissen Skepsis betrachtet. Weyse wurde beispielsweise darum gebeten, anläßlich der Trauerfeier die Orgel zu spielen; er lehnte dieses Ansinnen allerdings mit der Bemerkung ab, daß an der Roskilde domkirke einer der fähigsten Organisten des Landes tätig sei. Als der Sarg Frederik 6. langsam in die Kirche getragen wurde, präludierte Hans Matthison-Hansen innerlich und bewegend über das Thema der alten dänischen Volksweise »Dronning Dagmar ligger udi Ribe syg«. Nach dieser Glanzleistung verstummten auch die letzten Kritiker. Die »Dronning Dagmar Fantasi«, die Mathison-Hansen später zu Papier brachte, gehört neben zwei Kirchenliedern für »Den danske Koralbog«, zu den einzigen noch heute gespielten Werken aus seinem großen Schaffen. Vielleicht erlangen seine phantasievollen Orgelwerke auch eines Tages wieder die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Sein Ruhm als Organist verbreitete sich weit über die Grenzen Dänemarks hinaus, und er war ein gern gesehener Gast sowohl in Deutschland als auch in England und Schweden. Bei Konzerten in Dänemark und im Ausland setzte er sich für die Verbreitung der Orgelmusik des großen Barockkomponisten Joh. Sebastian Bach ein, dessen übrige Werke über hundert Jahre in Vergessenheit geraten waren, bis Mendelsohn im Jahre 1838 als erster die Größe dieser Werke wieder entdeckte. Matthison-Hansen reiht sich mit seinem Einsatz für die Orgelwerke Bachs ein in die Reihe von Förderern, die Pionierarbeit bei der Verbreitung der Musik Bachs leisteten.
Als dem Domorganisten im hohen Alter die Kräfte schwinden, erfährt er von seinem Sohn Waage M.H. Hilfe im Amt, und als Hans Matthison-Hansen 1890 stirbt, löst er den Vater bis zu dessen Tode im Jahre 1911 im Amt ab.
Ein weiterer Sohn, Johan Gottfred M.H., gab das Jurastudium auf, widmete sich der Musik, wurde Organist an der Trinitatis Kirke in Kopenhagen und unterrichtete an dem Kgl. dansk Musikkonservatorium, dessen Direktor er von 1900 bis 1905 war. Es sind vermutlich Nachkommen dieses Johan Gottfred, die noch heute die Familientradition, die mit dem »Artisten« Hans Matthison-Hansen aus dem Süderhohlweg ihren Anfang nahm, als Organisten fortsetzen.
Signatur: 8824
Forscher: © /http://www.Adelby.com/ Helmut Martensen, 24943 Flensburg; EMail: Martensen@t-online.de

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Stand: 24.12.2013 12:43:23
Erstellt mit dem Genealogieprogramm GFAhnen 13.0

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