Lebensphasen von Hansen Hans:
Titel: | Rechensmann. |
Beruf: | Hufner. |
Notizen zu Hansen Hans:
aus Chronik Lassen: Leichenpredigt gehalten bei der Beerdigung des Bohlsmannes Hans Hansen in Langballig, gest. in dem akademischen Hospital in Kiel, begraben in Grundhof am 22.Juni 1867 vom Hauptpastor P.A. Andersen:
Barmherziger Gott und Heiland, du Hoher und Erhabener, der du in der Höhe und im Heiligthume wohnest, aber auch bei denen so zerschlagenen und gedemüthigten Geistes sind, eile uns beizustehen und verbirg vor uns dein Angesicht . Wir kommen zu dir mit Leid und Klage, mit Gebet und Flehen, weil Trübsal da ist, bittere Trübsal des Todes. O, nimm Dich gnädig unser an und gieb uns deinen Frieden.
Du selbst weist ja, was du der tiefgebeugten Gattin an diesem theuren Entschlafenen genommen hast, was die zahlreiche verwaiste Kinderschaar an ihm verloren hat. Dein Vaterherz fühlt es mit ihnen. So erfülle nun Herr deine Verheißung: "Ich will euch trösten, wie einem seine Mutter tröstet." Rede freundlich mit der Witwe, besonders in dieser für sie so schweren Stunde, und mache sie im Glauben gewiß, daß du ihr irdisches Haupt, ihre beste menschliche Stütze nun ihr entrissen ist, du selbst fortan ihr Mann, ihr Berather, ihre Hülfe, ihr Eins und Alles sein willst. Rede freundlich mit den Kindern, auch mit den weitentfernten, wenn sie die Schmerzensbotschaft empfangen, und richte sie in ihrem Kummer auf durch die selige Hoffnung der Wiedervereinigung mit dem erklärten Vater vor dem Thron deiner Herrlichkeit. Ja rede feundlich mit uns allen, und mache dein Wort an unsere Seelen zu einer lebendigen Gotteskraft, uns zu stärken mit der festen Glaubenszuversicht, daß was immer auch du von irdischen Gütern und Stützen uns nimmst wir doch bei dir sind und du bei uns, im Leid wie in der Freude, im Tode wie im Leben, damit wir in der Nacht des Todes, dich als unser ewiges Licht, in der Welt der Vergänglichkeit und Gebechlichkeit dich als unser unvergänglichstes höchstes Gut, und einst in unserm Sterben dich als unser Leben umfasten möge, durch unsern hochgelobten Mittler und Fürsprecher Jesum Christum. Amen.
Lieben Freunde! Eine apostolische Leichenpredigt enthält dieser Text, eine Leichenpredigt, in welcher Paulus seine trauernden christlichen Freunde tröstet, die sich an den Gräbern über den Abschied von ihren theuren Entschlafenen grämten. Und nicht mehr wir merken es, wie hier des Apostels ganzes Herz sich aufschließt in einem liebreichen Mitgefühl mit diesen Trauernden, indem er ihnen den milden Trost des Evangeliums verkündet, damit sie nicht traurig seien, wie die andern welche keine Hoffnung haben. Er weiset sie hin auf den großen Toden von Golgatha, den Lebensfürsten Jesum Christum, der aus deinem Grabe wieder aufgewecket ist durch die Herrlichkeit des Vaters und ist der Erstling geworden unter denen, die da schlafen um durch seine Auferstehung aus zu kürzen, daß der Tod hinfort keine Macht hat über die, welche im Glauben an ihn hienieden ihre Augen schließen. Eröffnet ihnen zugleich den Blick in das himmlische Vaterhaus droben, wo die vielen Wohnungen sind, und von einst die Nachbleibenden in seliger Gemeinschaft wieder werden vereinigt werden mit ihm im Tode vorausgegangenen Geliebten, wenn sie in gleicher Treue gegen ihren Erlöser ihren Lebenshauch vollenden. Er muntert sie endlich auf allezeit fröhlich zu sein und dankbar in allen Dingen, und darauf zu ringen, daß sie immer völliger werden und unsträflich bis auf die Zukunft unseres Herrn Jeus Christo, der im Himmel seinen Knechten ihre Stätten bewahret. So tröstet euch nun ruft er untereinander. Ach ja, auch wir bedürfen gar sehr solcher Tröstung beim Hinblick auf diesen Sarg, bei dem ernsten Gange zu dem draußen geöffneten Grabe. Ein schweres Opfer hat der unerschöpfliche Gott von der Familie abgefordert, deren Haupt, deren beste Stütze und Säule wir in diesem Hausvater begraben. Die finstere Gewalt des Todes hat hier einen Mann niedergeschlagen, der mit den innigsten Liebesbanden an die Seinigen geknüpfet war, wie sie an ihn, der mit einem Herzen voll Güte, mit gewissenhafter Fürsorge und Treue mit selbstverläugnenden Aufopferung sich die Gattin hingab, welche 27 Jahre lang gute und böse Tage mit ihm getheilt, und die 12 Kinder, die ihm zur Erziehung anvertraut waren, einen Mann der auch außerhalb des häuslichen Kreises nicht allein von näheren und ferneren Verwandten, sondern von einer großen Zahl von Freunden hochgeschätzt und geliebt ward. Vor vielen andern reichbegabt mit Klarheit und Schärfe des Verstandes, mit reger Tathkraft und lebhaftem Unterneh-mungsgeist, mit beweglicher Gewandhiet und practischen Blick war er besonders dazu berufen ein Bahnbrecher und Wegweiser zu sein wo etwas Schwieriges durchzuführen, wo ein gemeinnützliches Werk im Großen oder Kleinen in Gang zu bringen war. Jedoch mehr noch als durch diese natürliche Begabung zog er die, welche sich des treugemeinten Rathes und Beistandes bedürftig fühlten, in sein Vertrauen hinein durch das freundliche Wohlwollen, die herzliche Leutseligkeit und Gefälligkeit, womit er stehts ihrem Begehren entzogen kam. Daher hat sein Heimgang in mancherlei Verhältnissen eine merkliche Lücke geschlagen, die nicht nur in seiner engeren Umgebung, sondern auch in weiterer Ausdehnung noch lange wird gefühlt und beklagt werden. Und o so plötzlich, so unerwartet war dieser Heimgang. Noch vor Kurzem sahen wir ihn in ungebrochener Lebenskraft, mit seiner gewohnten Umsicht und Rührigkeit seiner geschäftlichen Thätigkeit sich überlassen. Seine geschwächte Gesundheit schien von Neuem sich aufzuraffen und er selbst zog mit der Hoffnung eines freudigen Wiedersehens von dannen, als er um Heilung zu suchen, sich nach Kiel begab. Da kam wieder alles Erwarten, der niederschmetternde Schlag, der seinem Wirken schon im 66 Lebensjahre ein Ziel setzte. Zu früh für die hart getroffene Gefährtin seiner Wege, zu früh für die der väterlichen Leitung noch so bedürftigen Kinder, zu früh für alle, deren Herz in Liebe und Hochachtung an ihn hing. Als eine entseelte Leiche ist er in seine Heimat, in das Haus seiner Väter, wieder zurück gekehrt, und sein für immer geschlossenes Ohr hat den Gruß seiner Lieben, der ihm an seiner Hausthür mit Weinen und Schluchzen entgegen gebracht ward, nicht mehr vernommen. Ach hätte denn nicht der Herr aller Herren, der es doch sah, als in seinem Leibe der verborgenen Kein des Todes sich aufsetzte, seinem Umsichgreifen wehren könne? Wäre es dem Allmächtigen nicht ein Leichtes gewesen den Würgengel zu wehren und zu halten, daß er dies theure Leben nicht anlaste? Wohin nun mit unsern bitteren Thränen, mit unsern Seufzen und Klagen, damit wir nicht blos eine Schatzkammer des Trostes haben und kennen, aus welcher von den Lippen eines Gottgeweihten Apostels die Aufforderung uns entgegen tönt: "so tröstet euch nun untereinander", sondern in dieser Schatzkammer auf einen Balsam himmlischer Stärkung und Erquickung, der die tiefsten Wunden unsers Herzens heilt und unsern bittersten Schmerzen den Stachel nimmt, auf daß wir nicht mehr trauern als die, welche keine Hoffnung haben. So laßt uns denn hineingreifen in diese Schatzkammer, indem wir von der Mahnung des Apostels geleitet uns darüber besinnen.
Wie wir als Christen unsere lieben Entschlafenen in ihre Ruhekammer niederlegen. -- das muß geschehen antwortet Paulus:
Erstens: Mit einer frommen ergebungsvollen Wehmut, denn sie sind von uns gegangen.
Zweitens: Mit einem herzlichen Danke; dem Gott Gnade hat sich uns an ihnen reichlich errichten.
Drittens: Mit einer freudigen Hoffnung, denn wir werden sie einst wiedersehen.
Viertens: Mit einer ernstlichen Sorge um unser eigenes Seelenheil, denn wir alle werden ihnen folgen müssen.
Sie sind von uns gegangen, unsre lieben Todten, wir haben sie nicht mehr so, wie wir sie sonst hatten, daß ist unser tiefes Weh, mit welchem wir ihre erblaßte Hülle in die Erde senken, um dann vereinsamt in unser Haus hineinzukehren. Wir dürfen, wir sollen auch weinen um die, welche henieden in Liebe mit uns verbunden sind und im Tode von uns scheiden. Denn Gott hat unsere Herzen nicht hart erschaffen, wie Stein, nicht kalt wie Eis. Er will daß wir etwas empfinden sollen, sowohl wenn er uns etwas giebt, als wenn er uns etwas Theures nimmt. Schämt euch eurer Thränen nicht ihr Trauernden, die ihr diesen Gatten, diesen braven Vater nachweint. Hat doch Abraham geweint, als ihm seine Sarah gestorben war, Josepf, als er seinen Vater Jacob die Augen zudrückte, hat doch Jesus der Anfänger und Vollender unseres Glaubens selber geweint, als er an der Gruft seines Freundes Lazarus stand, keine Gewalt giebt es auf Erden, die uns tiefer niederbeugt als die Gewalt des Todes. Wo immer für einen geliebten Menschen ein Grab gegraben wird, da wird auch im Herzen der Hinterbliebenen eine Thränenquelle gegraben. Darum ihr Leidtragenden wir fragen euch nicht, warum weint ihr? Wir verstehen euren Schmerz, euren schweren Verlust; es befremdet uns nicht, daß ihr nicht neben diesem Sarge schon jetzt eures Schmerzes völlig Herr werden und fröhlich zustimmen könnt. Der Herr hats gegeben der Herr hats genommen, der Name des Herrn sei gelobt. Aber freilich, eines Christen Wehmut soll immer eine stille, eine demüthig, fromme und gottergebene sein, auch wenn er seine Lieben in das Grab legt. Denn wir wollen euch nicht erhalten, spricht der Apostel, von denen die da schlafen, auf daß ihr nicht traurig seid, wie die andern, das heißt, wie die Heiden, welche keine Hoffnung haben. Ja! wären wir noch blinde, von Lüge und Unglauben verfinsterte Heiden, dann allerdings hätten wir keinen heilenden Trost an den Sterbebetten der Unserigen und an ihren Gräbern, nichts als ohnmächtige hoffnungslose Thränen. Ein Heide weiß nur zu reden von einem unerbittlichen grausamen Schicksal, das ihn verfolgt, wenn der Tod in sein Haus hereindringt und sein Weib, seine Kinder, einen seiner Verwandten vor seinen Augen in den Staub niederstürzt. Und wenn er seine Todten begräbt, sieht er vor sich nicht als Moder, Staub und Verwesung. Daher muß er wohl trost und hoffnungslos jammern, wehe es ist aus mit ihnen! Sie sind für immer verloren! Aber sind wir Christen die wir im Lichte des Evangeliums erkannt haben den lebendigen Gott, den Vater unseres Herrn Jesu Christo, der ein Erbarmen ist über alles, des Kinder heißet im Himmel und auf Erden, steht unser Herz fest im Glauben an ihm, der als Gott der ewigen Liebe allezeit nur Gedanken des Friedens hat mit den Seinen; könnte denn dessen Seele ja trostlos und maßlos klagen, als wäre mit unserm Entschlafenen Alles dahin, und als lebte uns kein Gott und Vater im Himmel mehr, der alleine der Unentbehrliche, allein unsere unersetzliche Zuflucht ist für und für? Von ihm wird ja der Tod ausgesandt, so oft eins der Menschenkinder seinen Odem aushängt. Und wenn nun der Tod zu uns in unser Haus hineinkommt, muß denn nicht auch der Tod eine Segensgabe sein von Ihm, von dem nicht anderes kommen kann, als nur lauter gute und vollkommene Gabe. Bleibt Er nicht unwandelbar der Vater voll Treue und Gnade, auch wenn er uns etwas nimmt und nach seinem weisen Liebesrath Leid und Schmerz über uns verhängt? Könnte er es je böse mit uns meinen? Oder würde Es uns je Schmerzen bereiten und herbe Wunden schlagen, wenn nicht der Schmerz und die Wunden nach seiner höhern Einsicht uns heilsamer wären, als die ungetrübte Freude und Lust? O nein, die Christenseele, die du Jesum kennst und gelernt hast, einen frommen und kindlichen Glauben Ihm in allen Dingen zu vertrauen, ob es auch deinem Fleisch und Blut schwer hatte. Dein Glaube wird stärker sein als Fleisch und Blut. Dein Glaube wird dir Kraft geben, auch im Schmerze und Todestrennung, dich gelassen und unverzagt zu beugen unter deines Gottes gewaltige Hand. Dein Wille geschehe o Herr, das ist Glaubenssprache, was du thust, das ist gethan. Du bist doch mir mehr, als das Allerliebste, das ich auf dieser Welt habe. Willst du mein Liebstes mir nehmen, hier ist es, ich lege es geduldig in deine treue Vaterhand, und harre auf dich, denn ich weiß, ich werde dir noch danken, daß du meines Angesichtes Hülfe und mein Gott bist.
II. Könnt ich so Gott heute wirklich aus Herzensgrunde danken, ihr lieben Leidtragende mitten in euer Trauer? O weinet nicht, das ist zu viel verlangt. Saget Dank allezeit, gebietet das Wort Gottes (Epheser 5) saget Dank für alles Gott und dem Vater im Namen unsers Herrn Jesu Christo. So geziemt es uns Christen, zu danken auch um unserer lieben Entschlafenen willen. Denn Gottes Gnade hat sich uns an ihnen reichlich erwiesen. Oder hätte sie das nicht? Ihr klaget ja doch, daß ihr an diesem Gatten und Vater viel verloren habt. War er euch dann viel; ist es denn nicht Gottes Gnade gewesen, die euch an ihm so viel gegeben, durch ihn so reich erquickt und gesegnet, so lange euch ihn erhalten hat? Verdankt ihr es nicht Gott, ihr Kinder, daß er diesen treuen Vater euch schenkte, der eure schwachen Kinderschritte bewachte und leitete, und mit Freuden jedes Opfer brachte, um euch für die Zukunft ein dauerndes Lebensglück zu bauen. Und du liebe Gattin, du sagst ja, daß du auf dem Wege, welchen du mit ihm durch das Leben wandeltest, der Stunden viele gesehen hast, wo häusliches Glück und liebliche Freude dir lächelte. Du bist jahrelang gesegnet worden durch seine hingebende Liebe und Treue, könntest du es lassen, für alles dem himmlischen Vater herzlich zu danken? Da das Zusammenleben, das du ein köstliches reichgesegnetes nennst, früher als du es erwartest abgebrochen worden ist. Hätte nicht der Herr euch früher noch von einander trennen können wenn er es gewollt? O es fließet jetzt der Mund des Vollendeten sicherlich vor dem Thron Gottes über von freudigem Dank, wenn er zurück schaut auf die durchlaufene irdische Pilgerbahn, wenn sein Geist hell und klar den Zusammenhang aller seiner Schützungen überblickt und auf jeden seiner Schritte die göttliche Liebeshand erblickt, welche ihn so gnädig geletet hat. Sollen denn wir die Zurückgebliebenen, stumm bleiben, und nicht mit ihm einstimmen in solches Danken und Preisen? Sehen wir auch weniger hell als sein verklärtes Auge, hier im Lande des Glaubens, verborgen ists uns doch nicht, wie viel Gutes ihm der Herr zeitlebens an Leib und Seele gethan, und wie er ihm treu geblieben ist bis zum letzten Hauch. Hat er nicht durch sein Wort und Sakrament seine Seele erleuchtet getröstet, geheiligt und zu sich gezogen? Hat er nicht aus mancher schweren Not, aus mancher Versuchung und Drangsal ihn errettet? Ist er nicht in mancher Trübsal sein Arzt, in mancher Verlegenheit sein Berater, ja mancher Schwachheit seine Stärke, in mancher Gefahr sein Wächter und Behüter gewesen? Und nun ruhet er von aller Arbeit. Er ist heimgegangen aus diesem Erdenleben von dem wir bekennen müssen, wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen. Nun hat er keine Arbeit mehr mit der Sünde in seinem Innern, die ihm täglich zwang zu einem neuen mühsamen Kampf. Der Streit hat aufgehört. Die Sonne der Gnade hat die schwarzen Schatten aus seiner Seele hinweg getrieben, so daß Gott und sein heiliger Wille allein darin gewohnt. Er ruht nun aus von jeder Last des Kummers und der Sorge, die hier oft ihn niederkämpfte. Er ist nun erlößt von allem Uebel, frei von jeder Sorge und Furcht, geborgen in Gottes Hand vor Schmerz und Krankheit, eingegangen zu seines Herren Freude, dort wo kein Leid und kleine Klage mehr ist, wo man nicht stirbt und nicht mehr sterben sieht. O haben wir nicht Ursache, für alle diese ihm wiederfahren Wohltat und Erbarmung Gottes zu danken? Müssen wir dafür nicht um so herzlicher Danken, je lieber er uns auf Erden war?
III. Doch freilich, unseren Herzen würde es gleichwohl schwer werden zu solchem freudigen Danken uns zu erheben, wenn wir uns sagen müssen, der Tod habe zwischen uns und unserm lieben Entschlafenen eine Scheidewand aufgerichtet so dicht und fest, daß sie niemals mehr könne durchbrochen werden. Wäre es so wären unsere Todten für immer verloren, dann würde wohl der Schmerz der Trennung so gewaltig sein, daß er den freudigen Dank der Schmerz der Trennung so gewaltig sein, daß er den freudigen Dank in unserm Innern erstickte. Aber Gott sei Dank, nein, verloren sind uns unsere Todten nicht. Wir dürfen sie vielmehr dem Schooße der Erde übergeben in der gewissen Hoffnung, daß, ob auch Staub verwehet, wir sie doch droben einst wiedersehen werden im ewigen Reiche des Lichtes und des Friedens. Denn so wir glauben, bezeugt der Apostel, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, allso wird Gott auch die da entschlafen sind durch Jesum mit ihm führen. Ja er der Auferstandene, der dem Tode seine Gewalt genommen und Leben und unvergängliches Leben ans Licht gebracht hat, er hats uns selbst verhiesen: "Ich will euch wiedersehen." Und wo er ist da werden die Seinen auch sein. Wenn er einst wieder erscheinen wird in seiner Herrlichkeit, um das Gericht zu halten, über die Lebendigen und über die Todten, dann wird er auch seine Knechte und Mägde mit sich führen, und diejenigen unserer theuren Entschlafenen uns entgegen bringen, die durch ihn hindurch gedrungen sind zum himmlischen Vaterhaus. Denn Gott ist nicht ein Gott der Todten, sondern ein Gott der lebendigen. In seinem Vaterhause droben sind viele Wohnungen. Dort hat er auch dem selig Entschlafenden eine Stätte bereitet. Leben sie aber vor Gott, so wandeln sie immer noch mit uns vor demselben Herrn, wo welchem auch wir hinieden unsern Wandel führen. So sind sie nur hingegangen an einem andern Ort in eine andere Provinz seines weiten Reiches, und warten dort auf uns, bis auch wir die Zeit vertauschen werden mit der Ewigkeit. Sie bilden immer noch eine Familie, eine Gemeinde, als Glieder eines und desselben Volkes Gottes, das vor dem Allmächtigen seine Knie beuget, hier im Staube der Erde, und droben in den unsichtbaren Räumen des Himmels. O, was ist denn, daß sie für eine Zeitlang unsern Blicken und unserm Umgang entzogen sind? Nur kurz nur wenig flüchtige Jahre wird die Trennung dauern. Denn er selbst, verkündigt unser Text, der Herr Christus wird mit einem Feldgeschrei und Stimmen des Erzengels und mit der Posaune Gottes hernieder kommen vom Himmel und die Todten in Christo werden auferstehn zuerst. Darnach wir die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit denselbigen hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft, und werden allso in dem Herrn sein allezeit. O ihr lieben Freunde, wenn der große Tag heranbricht, welch ein seliges Wiedersehen, wenn sie, die uns vorangegangen sind, und wir die wir ihnen folgen, allesammt als gläubige und beharrliche Kämpfer mit einander von Jesu Hand heingeführt werden, durch das Himmels Thor in dasselbe Heimatland des unvergänglichen Friedens, um ohne Trennung bei ihm, dem Herrn der Liebe und des Lebens, zu bleiben allezeit.
IIII. Aber wollen wir denn auf dieser köstlichen Hoffnung uns aufrichten, bedenken wir wohl Geliebte, auf dieses eine kommt alles an, daß wir so lange wir hienieden unser Tagewerk trieben, das Heil unserer Seele mit heiliger Sorge schaffen, damit wir dereinst würdig erfunden werden hernach den Auserwählten Theil haben an der himmlischen Herrlichkeit, denn Jesus sagt, er habe das ernste Wort gesprochen: "Die da Gutes gethan haben, werden hervorgehen zur Auferstehung des Lebens, die da Übels gethan haben zur Auferstehung des Gerichts. Ringet darnach, so rufen unsere Entschlafenen uns zu, aus der andern Welt, ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet. Eilet und rettet eure Seelen!! Sind wir besorgt und trauern um sie, noch weit mehr sind sie besorgt um uns. Denn sie stehen schon auf dem Erntefelde. Wir gehen noch umher auf den Felde der Saat, wo es der Fallstricke und der Versuchungen, der Lockungen und Reizungen, der Sünde so viele giebt.
So sei denn diese Stunde
Nicht bitt'rem Trennungsleid.
Nein, einem neuen Bunde
Mit Gott dem Herrn geweiht,
Wenn wir uns ihm erkoren
Zu unserm höchsten Gut
Sind wir uns nicht verloren
Wie weh auch Scheiden thut.
Amen.