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Petersen Maria Christine (Miete) Öffnen Blatt

Mühlenbesitzerin in Rurupmühle b. Norderbrarup, Bäuerin
* 03.09.1863 in Rurupmühle b. Norderbrarup
† 17.02.1945
Vater: Petersen Johann Diedrich (Johannes)
Mutter: Clausen Ingeburg Maria
o-o ..., Müllergeselle Carstensen aus Gangerschild.
Notizen zu Petersen Maria Christine:
Johannes und Marie wurde nur eine Tochter geboren. Sie erhielt den Namen ihrer Mutter. Doch alle nannten sie nur Miete. Sie wurde in ihrer netten freundlichen Art geschätzt. Wahrscheinlich hätte sie sich auch ganz normal entwickeln können, wenn es nicht in Rurup Weihnachten 1879 zu einer Katastrophe gekommen wäre, die ihr Leben zerstören sollte.
In den Siebzigern des letzten Jahrhunderts war der Müllergeselle Carstensen aus Gangerschild bei den Petersens beschäftigt. Dieser Müllergeselle schwängerte im Winter 1879 die erst 16-jährige Miete. Als die Eltern es bemerkten, reagierte der Vater panisch. Alles mußte insgeheim so arrangiert werden, daß niemand etwas von dieser "Schande" erfuhr, sein Stiefvater auf der Abnahme ebenso wenig wie sein Onkel und Schwiegervater Martin Clausen in Tarup und schon gar nicht die tratschsüchtigen Nachbarn. Deshalb zwang er den Müllergesellen Carstensen, nach Amerika auszuwandern.
Gleichzeitig wurde Miete völlig abgeschirmt und "verreiste" im Sommer 1880 nach Hamburg. Dort wurde ihre Tochter Dorothea am 13. September 1880 geboren. Das Baby kam sofort nach der Geburt zur Pflegefamilie Gimpel, die von Johannes Petersen eine Geldsumme für die Aufnahme der kleinen Dorothea erhielt. Zurück in Rurup mußte Miete fortan in der Schlafkammer der Eltern übernachten.
Später erzählte man sich, daß es der Vater der kleinen Dorothea in Amerika zu etwas gebracht hätte. Er wurde als Besitzer eines Hotels in Minnesota reich. Nun schrieb er Briefe an Miete. Er wollte alles wieder gutmachen und sie heiraten. Doch die Eltern ließen seine Briefe unbemerkt verschwinden. Miete erfuhr nichts davon.

Die menschliche Tragödie auf Rurup-Mühle wurde vollständig verdrängt und nur noch als Krankheit wahrgenommen:
"Es ist Sonnabend nachmittag, Johannes ist nach Süderbrarup, und Miete liegt mit Kopfschmerz sie hat wieder diese Woche Schmerzen im Kopf gehabt, so das sie zwei Tage im Bett liegen mußte, doch seit Ostern war es vorüber, hat sich gewiß Sonntag etwas erkältet [... ] Wenn Miete nur erst gesund ist, dann wird sie Euch auch besuchen. Vater ist noch ziemlich gesund, er geht noch täglich mehrere Male die Tour nach der Mühle." Die engen häuslichen Fesseln und der Leidensdruck waren für Miete unvorstellbar. Sie hatte wohl niemanden mehr, der sich um ihre Seele kümmerte. Auch in den Briefen an die Verwandschaft in Tarup taucht sie nur als bedauernswerte, kranke Haustochter auf, die immer im Hintergrund blieb. Der Schock über die Ereignisse saß zu tief, um jemals darüber sprechen zu können. Ihre Themen waren nur noch unverfänglich und oberflächlich. Damit konnte sie nichts mehr "verkehrt" machen. Nur ein Brief ist erhalten, den sie am 2. Pfingstag 1884 an ihre Tante Luise nach Tarup schrieb:
"Anna (die Magd) reist Weihnachten nach Hause; sie hat jetzt einen Wäschebeutel für ihre Mutter gearbeitet. Dir einen frohen Tag wünschen, verbleibe ich herzliche Grüßen Deine Marie."
Die Mutter setzte fort: "Miete hätte dir einen längeren Brief schreiben wollen, doch hat sie etwas Kopfschmerz."
Trostlos muß das Leben auf der Mühle gewesen sein und unglaublich sprachlos. Alles blieb auf eine seltsame Weise ungesagt. Vielleicht waren die Alltäglichkeiten auf der Mühle aber auch ein Chiffre für Unausgesprochenes:
"Wir haben 14 junge Enten erwarten aber noch mehr; unsere .... Gans hat nur 2 Junge."
Als Miete erwachsen war, galt sie in der Familie als "trüchbleeven". Nun hatte sie ihr Leid völlig verdrängt und sprach ausschließlich über Allerweltsdinge. Mit Themen, wie man Erdbeeren einmacht oder Himbeeren pflanzt, konnte sie sich stundenlang über die Zeit retten. Vielfach hob sie dabei den Zeigefinger. Dann lächelte man mild über die Unbedarfte.
Dorothea wächst in Altona auf.
Der Vater sprach nie über das Leid, das sein Handeln in seine Familie gebracht hatte, und niemand sprach ihn auf die Angelegenheit an; sie existierte einfach nicht für ihn. Auch seine kleine Enkelin in Hamburg interessierte ihn nicht. Später, als sie selber Kinder hatte, hat er auch seine Urenkel nie gesehen.
Kind:
Carstensen Dorothea
* 13.09.1880 in Altona/Hamburg, † 1972 in Harsefeld
oo 03.1905 mit Wulff Karl Martin, Arbeiter in Altona/Hamburg.
Signatur: 60643
Forscher: © /http://www.Adelby.com/ Helmut Martensen, 24943 Flensburg; EMail: Martensen@t-online.de
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Ahnentafel
4 Petersen Detlef Johann
* 19.11.1807 Rurupmühle b. Norderbrarup † 17.06.1847 Rurupmühle b. Norderbrarup
oo 1/1 ...
8 Petersen Nis Nicolay, Mühlenbesitzer
* 06.06.1779 Rurupmühle b. Norderbrarup † 13.12.1849 Rurupmühle b. Norderbrarup
oo ...
9 Knüttel Margaretha Dorothea
* 15.09.1782 Bünderies b. Saustrup † 15.01.1849 Rurupmühle b. Norderbrarup
2 Petersen Johann Diedrich, Müller
* 02.07.1837 Rurupmühle b. Norderbrarup † 26.02.1918
oo ...
5 Henningsen Marie Christine
* 15.03.1813 Gammelby † 12.04.1888
10 ...
11 ...
1 Petersen Maria Christine, Mühlenbesitzerin
* 03.09.1863 Rurupmühle b. Norderbrarup † 17.02.1945
6 Clausen Martin, Bohlsmann
* 04.12.1816 Tarup/Flensburg † 21.12.1893 Tarup/Flensburg
oo 2/1 1840
12 Clausen Thomas (>>)
Bohlsmann
* 27.09.1776 Tarup/Flensburg † 15.09.1850 Tarup/Flensburg
oo 18.04.1815 Adelby/Flensburg
13 Otzen Anna Magdalena (>>)
* 29.08.1790 Twedt/Flensburg † 31.05.1829 Tarup/Flensburg
3 Clausen Ingeburg Maria
* 24.08.1841 Tarup/Flensburg † 18.08.1926
7 Henningsen Christine Marie
* 03.05.1815 Gammelbygaard b. Sörup † 25.10.1874 Tarup/Flensburg
14 ...
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© www.Adelby.com/ Helmut Martensen,24943 Flensburg; EMail: Martensen@t-online.de

Stand: 24.12.2013 12:59:58
Erstellt mit dem Genealogieprogramm GFAhnen 13.0

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