Notizen zu Nicolaisen Peter Nicolai:
Angaben von Helmut Hansen aus Flensburg:
26 Peter Nicolai Nicolaisen (1823 - 1906)
* 17.Febr. 1823 in Karlum
~ 23.Febr. 1823 in Karlum, Taufreg. 4/1823
+ 9.Juni 1906 in Lexgaard
| 14.Juni 1851 in Karlum, Totenreg. | |
oo 9.Juni 1851 in Karlum
Seine Eltern waren der Hufner Nis Nicolaisen (1781 - 1853) aus Karlum und Anna Maria Nissen (1788 - 1866) aus Eggebek bei Tingleff. Seine Taufpaten waren Peter Nissen, Eggebek, Peter Christiansen, Carlum und Ingeborg Matteses, Bramdrup.
Er hatte eine fünf Jahre ältere Schwester
Maria, * 1818 + 1865, die mit dem Landmann Peter Hansen Lützen aus Karlum, später in Ostlinnau, verheiratet war.
Seine Ehefrau war Maria Margarete Petersen aus Lexgaard, die Tochter von Peter Hansen Petersen aus Schafflund und seiner Frau Marina Wolfsen, Lexgaard. Trauzeugen waren die Väter Nis Nicolaisen, Karlum und Peter Hansen Petersen Hufner in Lexgaard.
Die Eheleute hatten sechs Kinder.
1851 hatte der Vater den Besitz in Karlum auf Peter Nicolai übertragen. Lediglich 1 Fenne im Fahretofter Koog erhielt die Schwester Maria. Sie wurde später von Peter Nicolai zurückgekauft.
Peter Nicolai kaufte am 24.12.1852 einen Hof in Lexgaard ("das 2te von Osten"), das am 1. April 1853 bezogen werden sollte. Den Umzug von Karlum nach Lexgaard erlebte der Vater Nis Nicolaisen nicht mehr mit; er starb im Februar 1853. Peter Nicolai Nicolaisen hatte den Hof für 10.500 Mark Courant = 12600 Mark preußisch gekauft. Der Hof in Karlum, war ihm schuldenfrei von seinem Vater überlassen worden, wurde parzelliert und konnte Anfang 1853 zu einem etwas höheren Preis verkauft werden.
Lexgaard war damals ein Ort mit 4 Bauernstellen und 1 Kolonistenstelle. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts soll es dort auch noch eine Wassermühle gegeben haben.
Im März 1883 überließ Peter Nicolai den gesamten Besitz mit dem Marschland seinem damals 27-jährigen Sohn Nis Peter Nicolaisen.
Er starb 1906, 83-jährig, in Lexgaard. Sein Sohn Nis Peter schreibt unter dem 15. Juni:
"So haben wir ihn denn ins kühle Grab gebettet, unsern lieben Vater Peter Nicolai Nicolaisen, und wir dürfen wahrlich sagen, sie haben einen guten Mann begraben und uns war er mehr. Bis in seinen letzten Lebenstagen galt ja doch sein Denken und Trachten dem Wohl seiner Kinder und Enkel. Schlicht und recht und unermüdet täthig und dabei Gott vertrauend. Das war sein Leben. ... Er starb nach acht Tage langer Krankheit. Noch am 2. Juni unternahm er eine Fußtour nach Karlum, um seine 87-jährige Schwägerin zu besuchen, kehrte aber von da krank zurück. Seine Lebenskraft war gebrochen, nur mit Mühe erreichte er sein Heim zu Fuß wieder. Gestern haben wir ihn ins Grab gesenkt. Sein Andenken bleibe in Segen bei Kindern und Enkeln."
Auszüge aus dem seit dem Jahre 1819 handschriftlich von seinem Vater Nis Nicolaisen, geboren 1781, geführten Jahrbuch:
1853 "Die Luft ist diesen Winter sehr gelinde ..."
So enden die Eintragungen des Vaters Nis Nicolaisen und der Sohn Peter Nicolai setzt nun fort: ... (er) starb im Februar nach kurzem Krankenlager und hinterließ mir und meiner Schwester ein gutes Beispiel und einen guten schuldenfreien Besitz. Wir reisten also im Frühjahr nach Lexgaard, nur Vater war es nicht vergönnt, mit uns zu reisen, er musste in eine bessere Heimath. Wir bauten gleich diesen Sommer 2 Fach neue Scheune bei. Meine Schwester kaufte unser Haus in Carlum.
1854 Diesen Winter habe ich viel mit Butter fahren von Flensburg zu schaffen, denn im Sommer bauten wir das ganze Wohnhaus inwendig neu. ...
1855 ... ein gewöhnliches Arbeitspferd (wird) mit 300 bis 500 Mark Courant bezahlt. Die Graskühe bezahlte ich mit 30 MC im Frühjahr und verkaufte sie wieder im Herbst für 50 MC. Das Demath Koogland kostet 1800 MC und auch wohl mitunter 1900 MC und zu heuern kostet es jährlich 20 M bis 26 M Courant. Also goldne Zeiten für den Landmann.
1863 Im Herbst dieses Jahres starb der letzte König des Oldenburger Stammes, Friedrich VII. Somit fielen die Herzogtümer Schleswig-Holstein nach altem Rechte von dem Königreich ab und der Herzog von Augustenburg machte Erbansprüche auf selbige, sogleich wurde Holstein von Deutschen Bundestruppen besetzt und die dänischen Beamten abgesetzt.
1864 Gleich nach Neujahr erklärten Preußen und Österreich sie wollten als Großmächte Schleswig besetzen, wenn sie nicht ein neulich ausgegebenes Grundgesetz für Schleswig zurücknehmen wollten und ihre Verpflichtungen für Schleswig halten wollten, die sie bei der Entwaffnung der Schleswig-Holsteinischen Truppen 1851 eingegangen waren. .... den 2. Februar griffen die Preußen und die Österreicher die Schanze (Danewerk) an und nach 4-tägigem Kampfe, welcher nicht wenige Menschen auf beiden Seiten kostete, wurden die Schanzen von den Deutschen genommen und ganz Schleswig von deutschen Truppen besetzt. Jetzt atmeten die Schleswiger wieder frei auf. Das Dänenjoch war gebrochen, allenthalben wurden Schleswig-Holstein-Fahnen aufgezogen. Die dänischen Beamten wurden von den Leuten fortgejagt, auch wir hatten uns in Carlum versammelt und gingen zu unserem Prediger und sagten ihm, daß wir ihn nicht mehr als Prediger haben wollten, worauf er sich auch zugleich entfernte und nach Jütland zog. Selbigen Tag gingen wir auch zu unserem Küster und verlangten von ihm, daß er fortan in deutscher Sprache unterrichten sollte, wozu er sich auch willens zeigte. Wir haben also jetzt keinen Prediger, weder in Braderup, Klixbüll, Leck, Ladelund, Lügum noch hier, sie sind alle in ihre Heimat gezogen, doch einige davon kehrten bald wieder zurück, jedoch nur auf kurze Zeit, denn sie wurden bald darauf von den von Preußen und Österreichern eingesetzten Oberbeamten abgesetzt, und es kamen dann von den früher vertriebenen Beamten wieder einige in ihre Stellen. ... Zwischen Michaelis und Martini hatten wir eine Zeitlang Österreicher in Quartier. ...
1865 ... Im Sommer einigten sich Preußen und Österreich dahin, dass Österreich Holstein und Preußen Schleswig im Besitz allein hatte. Was Krieglasten anbetrifft, so wissen wir noch gar nichts davon. Wir haben noch nicht mehr wie die gewöhnlichen Abgaben. Auch ist da in den letzten 2 Jahren kein Mensch weder von Schleswig noch von Holstein beim Militär.
1866 .... entspann sich ein Krieg zwischen den beiden Großmächten, wo Österreich und seine Anhänger in Deutschland ganz geschlagen wurden und Preußen ganz Norddeutschland unter seine Herrschaft nahm und den König von Hannover wegjagte, sowie auch Schleswig-Holstein unter Preußen requirierte, also sind wir jetzt Preußen.
N.B. 1866 im August starb nach langem Krankenlager meine Mutter im Alter von 78 Jahren.
1867 ... Wir haben dieses Frühjahr viel zu thun mit der Aufzeichnung der neuen Preußischen Steuern, wo wir von Haus zu Haus gehen müssen, um alles aufzuschreiben.
1869 Dieses Frühjahr reiste unsere älteste Tochter Anna, welche jetzt 17 Jahr ist, nach Angeln zu dienen.
1871 ... Im Frühjahr wurden mein Sohn Nis Peter und seine Schwester Margaretha mit einander konfirmiert.
1872 Am 13. November gab es einen starken Sturm, anfangs aus Nordost und dann etwas mehr aus Südost .... so daß viele Häuser ganz weggerissen wurden .... Das Wasser war 25 Zoll höher gewesen als bei der hohen Fluth 1694, die Noth war schrecklich ... Es wurde von der Regierung eine Haussammlung für die so schwer Betroffenen angeordnet, welche einen bedeutenden Betrag ergab. ...
1873 Der Landmesser ist hier, sowie in unserer ganzen Umgegend beschäftigt, das Land zur neuen Grundsteuer-Regulierung auszumessen.
1876 Diesen Sommer wurde unser Sohn zum Militär ausgeboten und wurde den 2. November als Artillerist nach Rendsburg einberufen. Alles, Pferde und Vieh, ist noch theurer und die Butter kostet 1 Mark 20 bis 1 Mark 40 das Pfund.
1878 Das Vieh steht sehr hoch im Preise, besonders das magere Vieh ist sehr theuer, eine gute Graskuh oder Qui wird mit 300 Mark bezahlt. Diesen Herbst war ich mit Nis in Flensburg als er vom Urlaub wieder einreiste und kauften uns einen neuen Wagen für 450 Mark (Pfändung).
1880 Diesen Sommer legten wir eine neue Diele im Saal.
1881 Im Herbst d. J. wurde unsre Tochter Margretha nach Schafflund mit Peter Hansen verheirathet.
1883 Im Frühjahr erhielt mein Sohn einen Kontrakt auf diese Stelle hier in Lexgaard, sowie auch auf das Koogsland (Hof-Übernahme-Vertrag). Im Herbst wurde unsere jüngste Tochter Cathrina mit Andreas Iwersen auf Osbecker Ziegelei bei Flensburg verheirathet.
1885 Wir wollten im Frühjahr ein Wohnhaus für uns Alten bauen zur Abnahme. Wir haben den ganzen Bau, Arbeit und Zuthaten, nur Steine und Lehm ausgenommen, an einen Tischler in Leck für 1800 M verdungen. Ende August machte Nis dann Hochzeit und wir zogen auf die Abnahme, und gefällt es uns da ganz gut.
1886 Die Dienstlöhne halten sich .. hoch. Nis gibt seinem Knecht 70 Th und seinem Mädchen 50 Th oder 150 M. Die Viehpreise sind auch diesen Herbst nicht hoch. Nis verkaufte sein Vieh vom Kooge für 60 Th oder 180 M a Stück.
Diesen Herbst wurde unsere Tochter Line, welche bei uns auf der Abnahme ist, mit einem Bauern aus Großenwiehe, namens Iwer Johannsen, versprochen und wir wollen nächstes Frühjahr dahin reisen.
1890 Es traf uns kurz vor Weihnachten ein harter Schlag. Unsere Tochter Cathrina, welche auf Osbeck verheirathet war, kam nieder mit 2 Knaben. 14 Tage nach der Niederkunft starb sie, und hinterließ ihren Mann und die beiden neugeborenen, sowie 3 kleine Kinder mehr. Wir müssen uns jedoch in den Willen des Herrn fügen und glaubensvoll danken: Was Gott thut, das ist wohlgethan. Am Weihnachtsabend wurde sie beerdigt.
1891 Die Kornpreise sind sehr hoch, der Roggen kostete mitten im Sommer 30 M die Tonne, als der neue Roggen dann einkam, ging er jedoch auf 20 M herunter. Wir kriegten für unser Vieh im Kooge durchschnittlich 90 Th. Im Winter verkauften wir jedoch 2 kleine 2-jährige Quien für 200 M a Stück. Dies Jahr ließ Nis eine neue Diele in die kleine Stube legen, die alte war von Schwamm verzehrt.
1892 Diesen Herbst, im Oktober, zog unsere älteste Tochter Anna von uns weg nach Osbeck und verheiratete sich mit ihrem Schwager Andreas, nachdem ihre Schwester Cathrina vor 2 Jahren gestorben war. Also soll sie die 5 kleinen Kinder von Cathrina erziehen.
1893 Diesen Sommer starb Mutters und mein Liebling, nämlich Nis seine älteste Tochter, Maria, an der Halskrankheit (Diphterie). Sie war fast beständig bei uns Alten, sie war 6 Jahre und war 14 Tage zur Schule gewesen.
1894 Das Vieh ist diesen Herbst sehr hoch im Preise, Nis kriegte 94 Th fürs Stück von seinem Vieh im Kooge, und im Frühjahr hatte er wohl nicht über 60 Th gekriegt, wenn er es hätte verkaufen wollen.
1895 .. Ende Januar, Februar und Anfang Märzz wird der Winter so hart, wie er selten ist. Zwischen den Inseln und dem Festland fahren sie allerwärts mit Fuhrwerk übers Eis.
Im Jahre 1896 übergibt Peter Nicolai, 75-jährig, das Jahrbuch zur Weiterführung an seinen Sohn Nis Peter.
